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Evangelische Kirche Oberwinter
Hauptstraße 82, 53424 Remagen-Oberwinter
Die Anfänge der Reformation hier gehen auf den gescheiterten Reformationsversuch 1542/43 des kölnischen Erzbischofs Hermann V. von Wied zurück, der sich durch die Reformatoren Bucer und Melanchthon beraten ließ. Nach einer alten Überlieferung wurde Oberwinter 1549 calvinistisch. Zu diesem Zeitpunkt war die „Herrlichkeit Oberwinter“ je zur Hälfte in Besitz der Quadts zu Landskron und den Grafen von Manderscheid. Deren Oberherren waren ab 1559 die Kurfürsten von der Pfalz bzw. der Herzog von Jülich. Nachdem er 1561 zum Calvinismus übergetreten war, wurde Kurfürst Friedrich III., der Fromme, auf den der Heidelberger Katechismus (1563) und eine neue Kirchenordnung (1564) zurückgehen, Oberherr von Oberwinter. Allerdings trat er 1567 seinen Anteil an der Herrschaft Oberwinter an den Herzog von Jülich ab. die Rechte und Privilegien der Herren von Quadt, auch die Religionsfreiheit, wurden diesen jedoch bestätigt. So konnte sich die kleine reformierte Gemeinde Oberwinter unter dem Patronat derer von Quadt im äußersten Winkel des Herrschaftskomplexes Jülich-Kleve-Berg weiter entwickeln. Als Folge der dynastischen Erbfälle wurde in Oberwinter wieder ein katholischer Priester eingesetzt und die Güter der protestantischen Gemeinde eingezogen.
Schon vor dem 30jährigen Krieg, der 1618 begann, gab es militärische Bedrohungen und die Protestanten waren oft allenfalls geduldet. Die Kriegswirren führten zu Streit zwischen den beiden Glaubensgemeinschaften. Aber die Gemeinde überstand diese Zeit der Bedrückung. .
Als jedoch spanische Truppen die Stadt im Jülich-Klevischen Erbfolgestreit besetzt hielten, fielen die Kirchen ihnen zum Opfer. Erst 1696 kam es zur endgültigen Religionsfreiheit in Oberwinter und die Reformierten erhielten ihre Kirchengüter zurück. Der Gottesdienst fand nun in der einzig verbliebenen, der katholischen Kirche St. Laurentius statt, bis die Evangelische Gemeinde 1721-1723 auch eine eigene Kirche baute. Diese zeigt sich als Saalbau ganz der reformierten Lehre verpflichtet und folgt in der Architektur mit einer fehlenden Trennung zwischen Klerus und Volk sowie der strengen Formensprache ganz der reformierten Lehre. Und so können Sie heute in Oberwinter sozusagen die steingewordene Idee der Reformation bei der Besichtigung der Evangelischen Kirche vor Ort erleben.
Die Anfänge des Protestantismus in Remagen lassen sich erst deutlich später fassen. Zeugenaussagen aus dem Jahr 1666 besagen, dass die reformierten Remagener seit 1609 ihren Gottesdienst im Bürgerhaus feiern durften. Reformierte Bürger hatten auch regelmäßig städtische Ämter inne. Trotz der Ausweisung des Predigers überlebte die Gemeinde den 30jährigen Krieg und die nachfolgenden Bedrückungen. 1684 richtete die Evangelische Gemeinde im Steinenhaus ihre Kirche und Schule ein. Ab 1700 hatte sie auch einen eigenen Prediger und löste sich von der Oberwinterer Gemeinde.
Als die Rheinlande zu Preußen kamen, hatte Remagen 1815 insgesamt 1223 Einwohner: 1060 Katholiken, 123 Reformierte. 1872 wurde die Friedenskirche geweiht. Sie ist im neugotischen Stil ausgeführt. Bei der Innenraumsanierung 1972 wurde sie mit bunten Glasfenstern ausgestattet, die in ihrer Farbenpracht einmalig sind.