Kuhkapelle im Weingut Bernhard Grünewald
Burgstraße 87, 55411 Bingen-Büdesheim
Der Kreuzgewölbekeller der Familie Bernhard Grünewald wird in den Wintermonaten von November bis Februar als urige Straußwirtschaft genutzt. Allgemeine Informationen zu rheinhessischen Kuhkapellen Die Entstehung der typisch rheinhessischen Gewölbe geht ins frühe 19. Jahrhundert zurück. Damals wollten die Bauern den Ertrag ihres Viehs mithilfe von Stallhaltung erhöhen und die Hinterlassenschaften als Dünger für ihre Äcker nutzbar machen. Zunächst wurde das Vieh im Erdgeschoss der Fachwerkhäuser untergebracht, darüber wurden Heu und Stroh gelagert. Diese Methode führte allerdings häufig zu Bränden, was die Bauern unter allen Umständen vermeiden wollten. Des Weiteren verfaulten die Holzbalken der Häuser besonders schnell durch Wärme und Ausdünstungen und Krankheiten fanden einen Nährboden. Im Zuge der Säkularisation, bei der unter anderem kirchliche Besitztümer verstaatlicht wurden, zogen erstmals Nutztiere in Kreuzgewölbekeller ein. Leichter Backstein war gut zu verarbeiten und faulte nicht, außerdem war er brandsicher und hygienischer. Ein weiterer Grund für diese Bauweise ist die altbewährte Statik, mit der es gelang, auch größere Räume einsturzsicher zu überdachen und somit Platz für mehr Vieh zu schaffen. Da diese Bauweise bislang nur von Kirchen und Klöstern bekannt war und einen sakralen Charakter hatte, war schnell ein neuer Name gefunden: Die Kuhkapelle! Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich diese Bauart zum Statussymbol in Rheinhessen, bevor Gusseiserne Stangen das Gewölbe ablösten.